Home Automation


Seit Anfang Mai 2024 beschäftige ich mich nun mit Home Automation.


Wie alles begann


Es wird ja immer seltener, dass der Postbote Briefe in den Briefkasten wirft und mich hat es immer wieder genervt, in den Briefkasten zu schauen und dann festzustellen, dass er leer ist. Irgendwo (vermutlich bei Facebook) bin ich dann über den Begriff „smarter Briefkasten“ gestolpert. Der Betreffende nutzte schon Home Automation und hatte einen kleinen Bewegungssensor in seinen Briefkasten gebaut. Dieser gab ein Signal an seine Home Automation und er wusste dann, dass etwas im Briefkasten lag.  Diese geniale Idee war dann mein Start ins Thema.



Welches System nehme ich denn nun?


Dies war zunächst die Mutter aller Fragen. Es gibt eine (für mich) unüberschaubare Anzahl von Herstellern solcher Systeme. Schließlich entschied ich mich für Aqara.  Aqara ist eine Tochter der chinesischen Firma Xiaomi, die so ziemlich alles herstellt. So auch unsere eScooter.  Dies waren für mich die Gründe:

  • Die Geräte von Aqara sind vergleichsweise alle ziemlich klein und ich wollte ja, dass in den Briefkasten noch immer die Post passt.
  • Natürlich ist fast alles aus Plastik, aber die Geräte machen einen sehr hochwertigen Eindruck.
  • Die Batterielaufzeiten sind extrem. Der Bewegungsmelder wird mit zwei Knopfzellen CR 2450 betrieben und die sollen bis zu 5 Jahre halten. Ein Jahr würde mir reichen.
  • Die App für das Handy macht einen sehr soliden Eindruck.
  • Preislich sind sie mehr als ok.
  • Smart Home Systeme speichern gern Daten in der Cloud des Herstellers. Um den Regeln des europäischen Datenschutzes zu genügen, bietet Aqara speziell Geräte für den europäischen Markt an. Das überzeugte mich.



Schritt 1: Unser intelligenter Briefkasten


Grundsätzlich braucht man für Home Automation eine Zentrale (einen Hub). Also kaufte ich einen Hub von Aqara und den Bewegungsmelder mit Lichtsensor. Der Hub passt in eine Steckdose. Zusätzlich enthält er eine Sirene, die ich nicht verwende (bisher) und einen leuchtenden Ring. Die Farbe und die Helligkeit sind frei wählbar. Und ich kaufte den Bewegungsmelder, der so, wie auf dem Bild, kopfüber im Briefkasten montiert ist. 


Während ich auf die Lieferung durch Amazon wartete, lud ich schon einmal die App auf mein Handy und machte mich mit ihr vertraut.


Als die Lieferung da war, war die Einrichtung tatsächlich ein Kinderspiel. Ich teilte der App mit, dass ich nun diesen Hub hätte. Einstellen musste ich fast nichts außer einem griffigen Namen und die Farbe und Helligkeit des Lichtrings. Dann koppelte ich den Bewegungsmelder. Nett, dass der Hub dabei auf Deutsch mit mir sprach und so war auch das schnell erledigt. Nun installierte ich den Bewegungsmelder im Briefkasten. Eine WLAN-Verbindung aus dem Blechbriefkasten zu mir ins Büro wäre nie möglich gewesen. Aber diese Geräte laufen über Zigbee. Und das Signal kommt zwar schwach aber stabil am Hub an.


Wirft nun der Postbote etwas in den Briefkasten, leuchtet der Lichtring des Hubs bei uns im Flur grün auf. Ich kann den Brief aus dem Briefkasten holen und danach mit einer Taste am Hub das Licht ausschalten.  Das könnte ich auch mit der App machen, aber mit der Taste ist es am bequemsten.


Schritt 2: Rollladensteuerung


Und schon kam eine neue Idee auf: Im Sommer kann die Sonne auf unsere Südfenster im Wohnzimmer ziemlich gnadenlos brennen. Deshalb haben wird dort innenliegende Rollläden (auf Englisch: Shader oder Blinds), um die Pflanzen im Wohnzimmer zu schützen. Natürlich mussten wir (mehr Tina) dies immer manuell machen. Könnte man doch auch automatisieren? Also kaufte ich wieder über Amazon zwei von diesen Motoren. Ja, und der Lichtsensor? 


Hier wird es lustig, denn Aqara bietet solche an, aber nicht für den europäischen Markt. Daher kann man sie auch nicht in der App als neues Zubehör auswählen.  Ich war einfach mal mutig und bestellte zwei für den chinesischen Markt bei AliExpress . Die kamen relativ schnell an und nun kam die Überraschung. Wie sollte ich sie dem Hub hinzufügen, wenn sie in der App nicht vorhanden waren? Ich wählte einfach erneut einen Bewegungsmelder mit Helligkeitssensor und koppelte den Lichtsensor mit dem Hub. Großes Erstaunen: Der Lichtsensor wurde plötzlich auch als solcher bezeichnet und das auf Deutsch! Auch ein Bild von ihm wurde in der App gezeigt. Also scheinen alle „chinesischen“ Geräte schon in der EU-App vorhanden zu sein, sie werden nur nicht angezeigt.  Toll und Glück gehabt. Der kleine Lichtsensor klebt nun an der Fensterscheibe, um die es geht. Stellt er mehr als 30.000 Lux fest, schliessen sich die Rollos. Um 16:00 Uhr gehen sie wieder auf.



Schritt 3: Noch mehr Rollläden


Nachdem der 2. Schritt so prima geklappt hatte, wurden nun die vorhandenen Rollos im Wohnzimmer (nach Westen), Schlafzimmer und in Tinas Zimmer ausgetauscht. Sie waren  nach vielen Jahren mittlerweile ziemlich schrappig und ich wollte welche, die rückseitig beschichtet sind und so richtig abdunkeln. Also wurden nicht nur neue Rollläden sondern auch 6 weitere Steuerungen bestellt. Den zweiten Lichtsensor hatte ich ja schon. Alles lies sich prima integrieren. Der Lichtsensor für alle Fenster, die nach Westen schauen, befindet sich im Wohnzimmer an der entsprechenden Fensterscheibe.



Schritt 4: Wechsel zu Home Assistant


Und dann stieß ich an die Grenzen der Aqara-App. Ich nehme mal die Rollos in Tinas Zimmer. Die sollen sich schließen, wenn der West-Lichtsensor mehr als 30.000 Lux zeigt. Mittlerweile habe ich definiert, dass das ununterbrochen für 30 Minuten sein muß, damit die Rollos nicht ständig hoch und runter fahren. Fällt der Luxwert für 30 Minuten unter 6.000 Lux, sollen sie sich öffnen. Aber nicht in der Zeit, in der Tina in der Sauna sitzt und der Fernseher an ist. Und dann noch, sollte keine Sonne auf den Lichtsensor fallen, soll trotzdem während der Zeit, in der sie in der Sauna sitzt das linke Rollo ganz und das rechte zu 3/4 geschlossen werden.


Mit diesen Anforderungen kam die Aqara-App nicht mehr klar. Es musste also ein echtes System her. Wieder studierte ich viel und entschied mich dann für „Home Assistant“ (HA). Dieses System ist browsergestützt und läuft auf vielen Plattformen vom Raspberry Pi bis zu PCs und Servern. Da ich aber keine Lust auf Hard- und Software-Gefrickel hatte, kaufte ich mir einen „HA Green“, bei dem schon alles eingerichtet ist. Dazu kaufte ich mir noch einen Zigbee-USB-Dongle für künftige Geräte, die nicht von Aqara sind. 


Die Einrichtung von HA-Green war absolut einfach, nur ich konnte meine Geräte von Aqara nicht finden. Es dauerte Tage, bis ich den einfachen Grund fand: Aqara-Geräte sind kompatibel mit Apple Home und Apple hat die mal gleich in sein System integriert und was Apple sich gekrallt hatte, war nicht in HA zu integrieren. Nachdem ich alle Geräte aus Apple Home rausgeschmissen hatte, konnte ich sie in HA integrieren. 


Und dann ging das Programmieren los. Es ist eigentlich ziemlich einfach, wie das Bild von „Tinas Rollos wegen Licht öffnen“ zeigt. Toll ist, dass man in HA Geräte simulieren kann, die es überhaupt nicht gibt. Sie werden „Helfer“ genannt. Hier kommen zwei zum Einsatz. Der eine ist ein Zeitplan der beschreibt, wann Tina in der Sauna sitzt und der andere ob es Tag oder Nacht ist. Der Screen Shot zeigt, wie so ein „Programm“ aussieht.

Zur manuellen Steuerung hat Tina noch an ihrer Zimmertür einen kleinen Taster: Drückt man einmal , geht das linke Rollo ganz und das rechte zu 3/4 zu. Drückt man zweimal gehe beide ganz zu und drückt man lang, dann gehen beide auf. So kann Tina die Rollos anpassen, wenn sie mal zu anderen Zeiten in der Sauna sitzt.


Verschwiegen hatte ich, dass ich mit der ersten Bestellung noch eine smarte Steckdose bestellt hatte. Die kam nun zum Einsatz.  Wir haben im Wohnzimmer eine Wasserwand, die wir bisher morgens an- und abends ausgeschaltet haben. Nun übernimmt das HA. Und zudem wird die Wasserwand ausgeschaltet, wenn ich nach dem Mittagessen im Wohnzimmer meinen Schönheitsschlaf mache.



Schritt 5:  Zigbee-Dimmer


Im Wohnzimmer haben wir unter der Decke Holzleisten, auf (und auch unter) denen LED-Strahler montiert sind. Zusammen mit zwei Eckschränken schalten wir die LEDs an, wenn wir abends im Wohnzimmer sitzen und fernsehen. Dies ging über dimmbare Funksteckdosen, waren aber manchmal ziemlich nervig, da die Steckdosen nicht rafften, dass ich auf die Fernbedienung drückte.  Dies hat nun ein Ende, da ich die Funksteckdosen durch Zigbee-Dimmer ausgetauscht habe. Diese schalten nun die Strahler und Schrankbeleuchtungen in einer definierten Helligkeit abends an und später dann wieder aus.  Hier kam nun erstmals mein Zigbee-USB-Dongle zum Einsatz


Da diese Dimmer eigentlich für den Unterputzeinbau gedacht sind und daher 220V-Anschlüsse frei zugänglich sind, habe ich für sie Gehäuse konstruiert und in 3D gedruckt. Nun habe ich ein gutes Gewissen…



Schritt 6: From all over the world


In gut einem Monat steht ja unser Urlaub in Ägypten an.  Wäre es nicht schön, wenn ich auch von dort aus auf mein HA zugreifen könnte? Das ist natürlich völlig unnötig, wäre aber nett. Insbesondere, wo nun noch zwei Zigbee-Thermometer (mit Hygrometer) dazugekommen sind. Sie sind bis jetzt zwar in keinerlei Automation eingebunden, werden aber in HA gezeigt. Wäre es nicht toll, in Ägypten bei 40°C zu sagen „Du, Schatzi, bei uns auf der Dachterrasse sind nur 20°C.“?  Ja klar, völlig unnötig, aber trotzdem doch irgendwie toll.

Ich habe das mit „Cloudflare“ realisiert, muss aber zugeben, dass ich das über eine Woche lang nicht hinbekommen habe. Mal kam ich nicht auf mein HA, mal nicht auf meine „normale“ Internetseite. Ich habe von DNS und all diesem technischen Internetkram nur sehr wenig Ahnung. Also bat ich in einer FaceBook-Gruppe um Hilfe und schon wurde mir geholfen. Seit heute geht das auch…



Stay tuned - to be continued